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François Morellet

Skyline

Bochum

Ferdinand Ullrich © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Kunst sucht das Licht. Einige Künstler nutzen die elektrische Energie für ihre Werke. Diese leuchten aus sich selbst heraus, sodass sie bei Dunkelheit am besten zu sehen sind. So auch die Arbeit Skyline von François Morellet. Der französische Künstler ist Autodidakt. Seit 1950 arbeitet er als abstrakter Maler, der früh begann, sein Formenvokabular zu erweitern. Zur Malerei gesellten sich die Lichtkunst, die Kinetik, die Bildhauerei und der Kupferstich. Seine erste Neonarbeit entstand 1963. Morellet ist Mitbegründer der Gruppe GRAV (Groupe de Recherche d’Art Visuel).
Deren Ziel sei es, so schrieb die Künstlergruppe 1961 in einem Manifest, mit den Mitteln der kinetischen Kunst die Herstellung einer neuen visuellen Beziehung zwischen dem Objekt und dem Auge des Betrachters entstehen zu lassen. Die Bedeutung des künstlerischen Eingriffs sollte auf ein Minimum beschränkt sein. Den minimalistischen Kunstwerken von Morellet liegen oft wissenschaftliche und strukturelle Experimente zugrunde. Seine geometrische Abstraktion treibt er mit Ironie und Humor voran. Für das Kunstmuseum Bochum entwarf er ein Außenkunstwerk, das nur nachts in seiner eigentlichen Form zu sehen ist. Ein blauer Bogen überspannt die Architektur des Gebäudes. Das blaue Licht der Neonröhren wird vom Boden des Eingangsbereiches reflektiert. Schaut man vom Eingang des Parks auf das Gebäude, so ist der leuchtende Förderturm des Bergbaumuseums im Hintergrund zu sehen. Skyline ist nach dem architektonischen Begriff im Städtebau benannt. In Bochum geht es Morellet aber nicht um eine neue Architektur, sondern um den verändernden Eingriff in die vorhandene städtebauliche Situation des Museumsbaus. Diese wird den »Spielregeln« des Künstlers unterworfen. Morellet denkt museumsspezifisch, indem er sowohl das weiter entfernte Bergbaumuseum miteinbezieht als auch das gesamte Kunstmuseum Bochum mit seinen beleuchteten Innenräumen. Skyline wirkt wie ein Rahmen, wie ein Statement zum Museum mit seinen vielen Energiefeldern in der Malerei und den Skulpturen der Sammlung. Der Bogen ist eine radikale Setzung: Morellet reduziert unser Verhältnis zur Kunst auf das Wesentliche, indem er »nur« einen zweiteiligen blauen Bogen aus Neonröhren spannt. Die exakte Setzung verweist auf den Künstler als entwerfenden Ingenieur und ruft zugleich andere Kunstwerke in Erinnerung, wie zum Beispiel das Gemälde Landschaft mit Regenbogen von Caspar David Friedrich. Der Regenbogen spannt sich hier wie eine weiße, helle Neonröhre über den die Landschaft dominierenden Berg, mit einer sitzenden Figur im Vordergrund, die das Schauspiel betrachtet. Dieser Bezug zur deutschen Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts ist Teil der Skyline. Morellet liebt solche unausgesprochenen Verweise, die eigene Lesarten der Betrachter zulassen. Skyline ist ein offenes Kunstwerk: Es setzt sich dem dialogischen Kontakt mit den Besuchern des Museums, der sich ändernden Helligkeit des späten Nachmittags, des Abends und der Nacht sowie den unterschiedlichen Wetterverhältnissen aus. Es hat den schützenden Umraum des Museums verlassen und sich seinen Öffnungszeiten entzogen. Dass Morellet in poetischen Kategorien denkt, belegt ein Vergleich mit einem Gedicht der gleichaltrigen Ingeborg Bachmann, das in den 1950er-Jahren entstanden ist. Die letzten beiden Zeilen der vorletzten Strophe lauten: »Blauer Zufall am Horizont! Und meine begeisterten Augen / weiten sich wieder und blinken und brennen sich wund.«

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